Absolutheitsanspruch des Christentums?


■ Kürzlich erzählte mir ein Bekannter, er habe im Gespräch mit einer Frau, die vom Islam zum Christentum konvertiert sei, überraschenderweise das Argument vernommen, das Judentum, Christentum und der Islam seien alle gleichwertig untereinander, weil sie ja nicht nur alle drei monotheistisch seien, sondern sich v.a. auch ausdrücklich auf Abraham als ihren Stammvater, als ihren Vater im Glauben berufen würden. Solche oder analoge Vorstellungen sind ja heute sehr verbreitet unter offiziellen Christen und gehören seit einigen Jahrzehnten praktisch zum allgemeinen Repertoire der offiziellen Verlautbarungen der westlich-europäischen Gesellschaft und Medienlandschaft, als sei es völlig egal, welcher Religion genau man angehöre (bzw. ob man überhaupt irgendeiner Religion anhänge).
Leider “befleißigt” sich auch und gerade die “Konzilskirche” des offiziellen Rom praktisch seit ihrem Entstehen nach 1958 sehr darum, mindestens das Judentum und den Islam religiös-geistig unbedingt aufzuwerten. So unterlassen ihre offiziellen Vertreter kaum eine Gelegenheit aus, ihren tiefen Respekt vor diesen Religionen auszusprechen bzw. von ihrer entsprechenden hohen Wertschätzung ihnen und ihren Anhängern gegenüber zu reden. Und vor allem unterlässt man es da tunlichst, einen klaren und unmissverständlichen Hinweis auf die ganz besondere bzw. herausragende Stellung des Christentums unter allen Religionen zu artikulieren, die christliche Religion als solche sei doch irgendwie höherwertig im Hinblick auf ihre heilsrelevante Aussage bzw. gottwohlgefälliger im Vergleich zu den beiden anderen monotheistischen Religionen. Inzwischen wird es in unserer Gesellschaft und leider auch in den etablierten offiziell christlichen „System-Kirchen” sogar als eine Art Sakrileg bzw. als Diskriminierung und Verachtung von Nicht-Christen aufgefasst, wenn man eigentlich in Treue zum christlichen Glauben Jesus Christus als den Göttlichen Erlöser und einzigen Mittler zwischen Gott und den Menschen bezeichnet und somit für das Christentum als Religion doch wie selbstverständlich den Absolutheitsanspruch erhebt.
Nein, nein, solche Ansichten seien alle „mittelalterlich“ und somit “böse” und “unmenschlich” und dürften auf keinen Fall in der heutigen pluralistischen Welt hingenommen werden. Man müsse, so das politkorrekte „Grunddogma“, jeden und alles „respektieren“ und „akzeptieren“. Hätten ja in der Vergangenheit viele Religionskriege stattgefunden, in welchen Menschen wegen ihrer religiösen Ansichten umgebracht worden seien. Und um solche in der Zukunft möglichst zu verhindern, müsse man eben die Gleichheit aller Religionen betonen. Niemand dürfe so “überheblich” und “arrogant” sein anzunehmen, seine Religion sei grundsätzlich und somit in den Augen Gottes irgendwie mehr wert und wahrer als andere Religionen.
Eindeutig lassen sich auch sämtliche andere analoge Varianten der behaupteten Gleichwertigkeit der drei monotheistischen Religionen untereinander auf die Ringparabel des Nathan des Weisen in dem gleichnamigen Ideendrama von Gotthold Ephraim Lessing ableiten, welches 1779 veröffentlicht und am 14.04.1783 in Berlin uraufgeführt wurde. Dort geht es um einen Vater, der drei Söhne hatte. Da er nur einen Ring hatte, den er in Entsprechung zur Familientradition dem von ihm am meisten geliebten Sohn weitergeben sollte, ließ er noch zwei andere gleich aussehende Ringe anfertigen. So bekamen dann alle drei Söhne vom Vater jeweils einen Ring zum Zeichen dafür überreicht, dass sie alle drei von ihm unterschiedslos geliebt würden und sich keinesfalls durch die sonstige Bevorzugung nur eines einzigen von ihnen irgendwie gekränkt und zurückgesetzt fühlten. Durch Werke der Nächstenliebe sollten sie dann zeigen, dass sie alle drei dem Vater lieb und teuer und somit in der eigentlichen Aussage alle drei monotheistischen Religionen Gott gleichermaßen wohlgefällig seien.
■ Ja, jeder aus dem liberal-modernistischen Sektor, der sich heute selbst stolz für „gebildet“ und „aufgeklärt“ hält, beruft sich gern auf diese Ringparabel bzw. stützt sich ausdrücklich auf ihre Grundaussage. Somit steht sie dem gesamten links-liberalen Gedankenspektrum gewissermaßen Pate: alle Religionen seien gleich – eigentlich komme es überhaupt nicht auf die religiösen Anschauungen der Menschen an, sondern lediglich auf ein bisschen praktische Humanität!
Bei einer etwas genaueren Analyse dieser Parabel lassen sich aber daraus zwei Schlussfolgerungen ziehen bzw. zwei logische Aussagen ableiten – eine auf der persönlichen menschlichen Ebene und eine, die genereller Natur ist.
Was diese letztere allgemeine Ebene angeht, so wird ja mit dieser Parabel eine jegliche Religion in ihrer inneren Sinnhaftigkeit ausdrücklich entwertet und somit folgerichtig als ein (potentieller) Weg zu Gott, nämlich zur sicheren Erkenntnis der absoluten und für alle Menschen gleichermaßen geltenden Wahrheit, was „Religion“ bzw. die wahre Religion an sich eigentlich sein will, letztendlich auch geleugnet! Denn wenn alle Religionen (und logischerweise wohl auch sämtliche deistischen wie atheistischen Weltanschauungen der Menschen) in ihrer inneren Wertigkeit gleich seien, dann besäßen sie ja alle grundsätzlich denselben Wahrheits- und somit Wertgehalt und würden sich somit in ihrer Geltung gegenseitig aufheben. Denn wenn bestimmte sich teilweise sogar diametral widersprechende religiöse Lehrinhalte gleichermaßen gelten sollen, dann gilt eigentlich nichts davon wirklich bzw. es herrscht folgerichtig eine totale Willkür der betreffenden theologischen Lehraussagen! Greift ja gegenwärtig eine solche geistige „Anarchie“ in der liberalen Gesellschaft und auch in der „Konzilskirche“ tatsächlich immer mehr um sich!
Die verschiedenen Religionen vertreten ja auch bestimmte sittliche Werte bzw. definieren, was bei ihnen als moralisch „richtig“ und „falsch“, als „gut“ und „böse“ gilt. Wenn Jesus Vergebung predigt und diese durch Sein stellvertretendes Leiden und Sterben am Kreuz der Menschheit letztendlich auch bringt, und Seine Jünger sogar ausdrücklich auffordert, für seine Feinde nicht nur keinen Hass zu empfinden, sondern für sie sogar von Herzen zu beten, dann unterscheidet sich diese Definition von „Liebe“ und „Barmherzigkeit“ Gottes in entscheidender Weise z.B. von der betreffenden Lehre Mohammeds, der wiederholt zur Verfolgung und physischen Vernichtung von Andersdenkenden aufrief und diesen „Jihad“ zu seinen Lebzeiten auch selbst „vorbildlich“ praktizierte. Wenn diese beiden theologischen Inhalte von „gut“ und „böse“, die einander diametral entgegenstehen, dennoch „unter einen Hut“ gebracht werden sollten, würde eine Welt propagiert werden, in der es keine allgemein verbindlichen Werte gibt und jeder sich selbst seine Moral „zusammenbasteln“ könne - in der letztendlich wiederum eine totale Willkür herrscht!
Ja, wendet man heute gegen diese Kritik gern ein, aber es würden doch bei der Anerkennung der Gleichwertigkeit aller Religionen und Weltanschauungen immer noch die generellen Grundwerte der allgemeinen Humanität gelten bzw. ausdrücklich gefordert! Es solle und dürfe nämlich kein Mensch einem anderen Menschen etwas Schlechtes tun, was er selbst nicht wollte, dass es ihm getan würde. Das müsse ja immer für jeden und alle gelten.
Zwar klingt diese Idee sehr schön und rücksichtsvoll. Nur besteht das Problem darin, dass Menschen verschiedener Religionen und Kulturkreise sowohl verschiedene Vorstellungen von dem haben, was „gut“ ist und man es einander tun solle, als auch, was „schlecht“ ist und man es einander nicht antun solle. So erzählte z.B. vor einigen Wochen eine junge marokkanische Frau im Kopftuch in einer ARD-Reportage über die Jugendlichen in Marokko, was sie nämlich über die furchtbaren Vorgänge in der letzten Silvesternacht in Köln denken würden, dass die deutschen Frauen sinngemäß selbst schuld seien, dass sie von moslemischen Männern sexuell belästigt und sogar vergewaltigt worden seien, weil sie sich ja nicht entsprechend (nach der moslemischen Art) kleideten (wohlgemerkt im Winter!). Mit anderen Worten würde sie es wohl durchaus nicht als „schlecht“ bezeichnen, wenn folgerichtig auch sie vergewaltigt werden würde, sollte sie ihren Körper einmal nicht weitestgehend vermummen!
Also greift das betreffende Argument vom allgemeinen Humanismus als der Grundlage für das halbwegs gesittete Zusammenleben der Menschen auch nicht wirklich. Es würde höchstens irgendwie funktionieren, wenn dem das genuin christliche Wertesystem zugrunde läge. (Denn weder nach dem Judentum noch nach dem Islam sind alle Menschen vor dem Schöpfer wirklich gleich!) Aber somit sind wir wieder an dem entscheidenden Punkt angelangt, dass das Christentum – man drehe und wende es, wie man wolle – von der Wertigkeit seiner Inhalte doch die anderen Religionen überragt!
Da also nicht einmal die drei monotheistischen Religionen (geschweige denn die heidnischen Religionen) unter „Nächstenliebe“ immer dasselbe verstehen und lehren, hinkt das Argument Lessings auch in dieser Hinsicht nicht unbeträchtlich, man könnte dann halt allein auf diesem Weg des praktizierten Humanismus sich als dem Vater teuer bzw. als vom Vater geliebt erkennen. Somit kann sich logischerweise auch nicht die entscheidende Aussage Lessings aufrechterhalten lassen, alle drei monotheistischen Religionen seien Gott gleichermaßen wohlgefällig.
■ Die zweite logische Ableitung aus der Ringparabel – auf menschlicher Ebene – besteht darin, dass Lessing den betreffenden Vater sich einer Lüge bedienen lässt, um seine eigentliche Aussage überhaupt tätigen zu können. Denn dieser Vater lässt ja ausdrücklich zwei weitere und somit zwei falsche Ringe anfertigen und nimmt somit mutwillig in Kauf, dass jeder der drei Söhne der Auffassung sei, er (allein) habe den einzigen, den einzig richtigen Ring erhalten! Zwei davon sind aber eine Fälschung – es ist also ein Betrug!
Aber sollte man annehmen, alle drei Söhne wüssten von nur einem echten und zwei nachgemachten und somit nicht echten Ringen und würden sich dann vollends damit zufriedengeben, dass zwei von ihnen nicht den ursprünglichen und echten Ring erhalten hätten, würden sie – logisch zu Ende gedacht – ja selbst einer substanziellen Profanierung und Entwertung ihrer jeweiligen Religion zustimmen. In jedem Fall liegt hier keine Wertschätzung der Religion als solcher vor, sondern deren Diskreditierung – sie solle nur unter dem Supremat, der moralischen Oberhoheit des Menschen stehen bzw. lediglich die menschliche Willkür „absegnen“ und „legitimieren“!
■ Die ganze Widersprüchlichkeit bzw. inhaltliche Absurdität der heute so populären und auf Lessings Ringparabel basierenden liberalen Ansichten kristallisiert sich deutlich am entsprechenden philosophischen Argument heraus, dass es nämlich keine absolute Wahrheit gebe, die für alle Menschen und zu jeder Zeit gleichermaßen gelten würde. Jeder Mensch würde halt nur seine eigene „Wahrheit“ konstruieren, was er nämlich individuell „für wahr halte“, was bestenfalls nur einen kleinen Teil der allgemeinen Realität ausmachen würde. Und sollte es überhaupt die absolute Wahrheit geben, könnte sie der Mensch einfach niemals (korrekt) erkennen.
Zwar behauptet man im Inhalt der betreffenden Satzaussage, dass es nichts gäbe, was für alle Menschen gleichermaßen gelten würde. Zur gleichen Zeit beansprucht man aber dieselbe geleugnete absolute Wahrheit für die Geltung des betreffenden eigenen Satzes selbst! Denn es soll ja von niemand jemals rechtens angezweifelt werden dürfen, dass es angeblich grundsätzlich keine Wahrheit gäbe. Also leugnet man im Inhalt einer Behauptung etwas, wofür man zur gleichen Zeit mit der Aufstellung dieser (und einer jeglichen weiteren) Behauptung selbst Anspruch auf allgemeine und ausnahmslose Geltung erhebt!
Unsere menschliche geistige Struktur ist so erschaffen, dass wir von Natur aus und somit grundsätzlich auf die absolute Wahrheit und die Vollkommenheit der sittlichen Werte ausgerichtet sind! Wenigstens streben wir immer nach ihr, ob bewusst oder unbewusst. So beanspruchen wir mit jeder unserer Behauptungen die Wahrheit bzw. suchen sie mit unseren Fragen und schließen von ihr bei Verneinungen bestimmte Inhalte aus. Wer möchte denn bitte gern belogen und hinters Licht geführt werden?
Auch erkennen wir bestimmte Werte an ihrem positiven wie negativen sittlichen Gehalt. So realisiert jeder Mensch, der weder durch eine falsche Erziehung noch durch irgendeine verkehrte Ideologie oder abwegige Religion in seinem natürlichen Streben nach dem Guten verdorben worden ist, z.B. den positiven Wert der Güte, Liebe, Barmherzigkeit, Wahrhaftigkeit bzw. empfindet es als eindeutig negativ, wenn er stattdessen mit Ablehnung, Feindschaft, Hass, Lüge oder Verstellung konfrontiert wird. Allein daran, wie sich z.B. ein kleines Kind über liebende Zuneigung freut und wegen Zurückweisung betrübt ist, sieht man, wie unser Geist von Natur und somit vom Schöpfer her strukturiert und ausgerichtet ist.
Und wenn wir dann auch die Fähigkeit mitbringen, zwischen verschiedenen Stufen und Stärken an sittlichen Werten zu unterscheiden bzw. an sich immer deren jeweils höhere Intensität (z.B. an Gut-Sein und Liebe) bevorzugen, zeugt diese Werteskala von unserem grundsätzlichen Verständnis dessen, was wir als das absolute Gute, christlich gesprochen als Gott, bezeichnen! Dieses Bewusstsein bzw. dieses fundamentale Streben nach Mehr an sittlicher Erfüllung ist uns sozusagen angeboren. Und solange wir dieses sogenannte Ebenbild Gottes in uns nicht durch schwere sittliche Verfehlungen schwerwiegend negativ beeinflussen, können wir an sich den betreffenden gesunden Durchblick behalten (Stimme des Gewissens!) bzw. lassen unseren Verstand nicht weitestgehend durch eine Sünde gegen den Heiligen Geist (vgl. Mt 12,31f.) verfinstern!
So gesehen lebt das Wissen um die Existenz der absoluten Wahrheit und des höchsten sittlichen Wertes in jedem Menschen, ob ihm dies nun bewusst ist oder nicht. Es ist unsere Aufgabe, uns dessen durch die Leistung des eigenen Verstandes, d.h. reflexiv bewusst zu werden – diese Realität Gottes in uns vor unserem geistigen Auge zu verinnerlichen!
Das bedeutet natürlich noch lange nicht, dass wir dann alles richtig und in Entsprechung zur Wahrheit und Sittlichkeit tun. Wie oft „erlauben“ wir uns manchmal sogar trotz besten Wissens sittliche Verfehlungen bzw. versündigen uns an der Wahrheit. Nein, hier setzt die Notwendigkeit der eigenen Aktivität um die Erreichung der Sittlichkeit ein, an sich zu arbeiten, um den eigenen Verstand und Willen in Entsprechung zum höchsten sittlichen Gebot zu bringen, oder, um christlich zu sprechen, den heiligen Willen Gottes zu erfüllen! Aber das grundsätzliche Wissen um den absoluten Wert der Wahrheit und Sittlichkeit lebt in jedem von uns, der das Licht dieser Welt erblickt und ein bestimmtes Alter erreicht hat!
■ Als Jesus die Bergpredigt beendet hatte, „wurden die Volksscharen von Staunen über Seine Lehre ergriffen. Denn Er lehrte sie wie einer, der Macht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten und Pharisäer“ (Mt 7,28f). Bereits da merkten also die Zuhörer Jesu, dass die Worte Jesu mehr sind als nur die eines wenn auch noch so gebildeten Menschen!
Nach der Heilung der Schwiegermutter des Simon Petrus „brachten“ die Menschen „alle ihre Kranken mit mancherlei Gebrechen zu Ihm. Er legte einem jeden von ihnen die Hände auf und heilte sie. Von vielen fuhren auch böse Geister aus, die laut schrien: ‚Du bist der Sohn Gottes’“ (Lk 4,40f). Und „als Johannes (der Täufer – Anm.) im Kerker vom Wirken Jesu hörte, ließ er durch zwei von seinen Jüngern Ihn fragen: ‚Bist Du es, der da kommen soll, oder sollen wir einen anderen erwarten?’ Jesus antwortete ihnen: ‚Geht hin und kündet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören wieder, Tote stehen auf. Armen wird die Frohbotschaft verkündigt. Wohl dem, der an Mir keinen Anstoß nimmt!’“ (Mt 11,2-6).
Wie vorhin dargelegt, trägt jeder Mensch in sich die Idee des Wahren und Vollkommenen bzw. sehnt sich danach. Dies bringen wir dann z.B. auch mit unserem ständigen gegenseitigen und aufrichtigen Wünschen von „Glück“, „Liebe“ und „allem Guten“ zum Ausdruck!
Und als die Menschen dann den historischen Jesus erlebt haben, mit welcher Güte, Liebe und Barmherzigkeit Er ihnen nämlich begegnete und sich ihrer Schmerzen, Sorgen und Gebrechen annahm, leuchtete in ihnen wohl die Frage auf, ob Er denn nicht tatsächlich der sei, nach dem sich unser Herz sehnt. Bei den Juden kamen noch die entsprechenden Verheißungen der Propheten hinzu, Gott würde selbst kommen und sein Volk erlösen! Sie sahen, wie sehr sich in Jesu barmherzigem Wirken z.B. gerade die Ankündigung der heilbringenden Tätigkeit des künftigen Messias durch Isaias bewahrheitet (vgl. Is 35,1-10)!
Seine unbestechliche Kompromisslosigkeit beim Verkünden der Wahrheit, die ja den menschlichen „Klugen“ und „Weisen“ so oft und so jämmerlich abhanden kommt, bzw. Sein entsprechender eindringlicher Appell an Seine Jünger haben da sicherlich ebenfalls ihren entsprechenden tiefen Eindruck hinterlassen: „Wenn ihr in Meiner Lehre verharrt, seid ihr wahrhaft Meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ (Joh 8,31f)! „Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass Ich für die Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf Meine Stimme“ (Joh 18,37)!
Außerdem konnte sich damals niemand vorstellen, dass der Menschgewordene Gott darüber hinaus auch noch die gesamte Schuld des Menschengeschlechtes auf sich nimmt – und zwar freiwillig und ohne dazu von wem auch immer gezwungen zu werden! – und der sündigen Menschheit durch dieses stellvertretende Leiden und Sterben die Erlösung von Schuld und Sünde bereitet! Als die Apostel und andere Menschen dies dann tatsächlich verstanden und persönlich verinnerlicht haben, muss sich für sie eine ganz neue Welt aufgetan haben – Gott ist die Liebe und hat Seine Allmacht am meisten und eindruckvollsten gerade in der Ohnmacht Seines unsere Wunden der Seele heilenden Kreuzes offenbart!
■ Wie kann man dann angesichts dieser ergreifenden Realität (der göttlichen Person und heilbringenden Mission Jesu Christi) als echter Christ überhaupt auf die (dann geradezu als absurd anmutende) Idee kommen, das Christentum sei etwa dem Judentum und dem Islam gleichwertig, was deren eigentlichen Heilsaussagen und spezifischen sittlichen Wertvorstellungen betrifft? Diese Feststellung hat nicht im Geringsten irgendetwas mit etwaigen „Ressentiments“ Andersgläubigen gegenüber zu tun oder mit der Absicht, sie „kränken“ oder „beleidigen“ zu wollen. Es geht hier lediglich um eine sachliche Feststellung der logischen Denkfähigkeit des Menschen, die allerdings um der absoluten und nicht einmal seitens des Menschen manipulierbaren Wahrheit willen einer jeglichen menschlichen Ideologie oder geradezu götzendienerischen Politkorrektheit eine klare und unmissverständliche Abfuhr erteilt!
„Da fragte Jesus die Zwölf: ‚Wollt auch ihr weggehen?’ Simon Petrus antwortete Ihm: ‚Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir glauben und erkennen, dass Du der Heilige Gottes bist“ (Joh 6,67-69)! „Hat Gott nicht die Weisheit dieser Welt als Torheit erwiesen? Weil nämlich die Welt mit ihrer Weisheit Gott in Seiner göttlichen Weisheit nicht erkannt hat, hat es Gott gefallen, durch eine Botschaft, die als töricht gilt, die zu retten, die daran glauben. Die Juden fordern Wunderzeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir aber predigen Christus, den Gekreuzigten: für die Juden ein Ärgernis, für die Heiden eine Torheit; für die aber, die berufen sind, ob Juden oder Heiden, Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn Gottes ‚Torheit’ ist weiser als die Menschen, und Gottes „Schwachheit“ ist stärker als die Menschen“ (1 Kor 1,20-25)!

P. Eugen Rissling

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